Der blinde Fleck der Rationalität
Die praktische Anwendung einer Gesetzmäßigkeit kann die Gesetzmäßigkeit so verändern, dass das mit der Anwendung der Gesetzmäßigkeit verfolgte Ziel nicht erreicht werden kann.
Der Zusammenhang durchzieht alle Bereiche des menschlichen Lebens auf tiefgreifende Weise. Wenn man ihn in seinem ganzen Umfang zu sehen beginnt, ist es ein Schock, wie etwas so Großes und Grundlegendes so lange übersehen werden konnte. Wie konnte die Wissenschaft das übersehen?
Wissenschaft ist die höchste Ausprägung eines rein rationalen Erkenntnisprinzips. Sie repräsentiert einerseits eine extrem weit entwickelte Rationalität, unterliegt aber auch gleichzeitig den Beschränkungen der Rationalität, welche der Verstand mit aller Macht verdrängt.
Es gibt unzählige Beispiele von rationalen Lösungsstrategien, die in der Theorie einfach klingen, aber praktisch nicht zum Erfolg führen. Aus Sicht des Verstandes und der Wissenschaft liegt die Ursache darin, dass der Mensch zu unfähig oder unwillig ist, das Richtige zu tun. Die rationale Lösung ist deshalb: sich mehr anzustrengen, endlich das Richtige tun!
Tatsächlich ist das Problem aber, dass das rationale Weltbild des Verstandes den wichtigsten Teil der Realität nicht erfasst:
die Entstehung des Verhaltens im Inneren der Psyche!
Für den Verstand und die Wissenschaft scheint die Entstehung des Verhaltens völlig klar zu sein: Der Verstand ermittelt mit seiner Erkenntnismethode, der Wissenschaft, was das richtige Verhalten ist und die Psyche hat die rationalen Verhaltensvorgaben gefälligst anstandslos umzusetzen. Tut die Psyche das nicht, dann hat sie aus rationaler Sicht einen Schaden oder verhält sich zumindest "falsch". Die Psyche wird wie ein Computer behandelt, der mit den Erkenntnissen der Wissenschaft programmiert wird und dann zu funktionieren hat.
Damit scheint die Entstehung des Verhaltens geklärt: Der Verstand steuert das Verhalten oder hat jedenfalls den Anspruch, das zu tun.
Dummerweise funktioniert das in der Praxis nicht. Der Verstand sieht die Störfaktoren bei der Umsetzung seiner Verhaltensvorgaben als "niedere" triebhafte Instinkte oder Relikte unserer evolutionären Vergangenheit, die rational überwunden werden müssen. Und genau das ist der vielleicht größte rationale Irrtum überhaupt.
Lebewesen hatten schon lange vor der Entwicklung des Verstandes ein Verhalten, das über Hunderte von Millionen Jahren gut funktioniert hat, denn sie haben sich immer weiter entwickelt. Die Entwicklung des Verstandes jedoch hat erst vor ca. 30.000 bis 60.000 Jahren begonnen.
Der Verstand ist keine Weiterentwicklung dessen, was vor der Entwicklung des Verstandes das Verhalten der Lebewesen bestimmte, sondern eine spezifische auf Gesetzmäßigkeiten fokussierte Ergänzung. Er hält sich aber für eine Weiterentwicklung und versucht die alte Verhaltenssteuerung komplett zu ersetzen, weil er ihre Bedeutung und Funktion nicht versteht. Das ist der "Sündenfall" und die Wurzel aller menschlichen Probleme.
Die Entstehung des Verhaltens im Inneren der Psyche ist der Schlüssel zur Lösung der menschlichen Probleme und Krisen!
Die Entstehung des Verhaltens im Inneren der Psyche erklärt
- warum rationale Verhaltensvorgaben so oft nicht umgesetzt werden können
- warum sich die Gesetzmäßigkeiten super-komplexer Systeme im Laufe ihrer Anwendung ändern
- wie die Gesetzmäßigkeiten super-komplexer Systeme überhaupt entstehen
- wie sich Krisen und Probleme tatsächlich wirksam lösen lassen
- wie Evolution funktioniert (zufällig jedenfalls nicht)
- wie sich der Verstand sinnvoll in das Ganze einordnet, wenn er sich nicht selbst für das Ganze hält