Übergewicht und Diät

Die Idee, mit einer Diät das Körpergewicht zu reduzieren, basiert auf dem gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen Nahrungsaufnahme und Gewichtsveränderung des Körpers:

Die Nahrungsaufnahme dient der Energiezufuhr. Wird mit der Nahrung mehr Energie zugeführt, als der Körper braucht, nimmt das Gewicht zu, wird mit der Nahrung weniger Energie zugeführt, als der Körper braucht, sinkt das Körpergewicht. Die verschiedenen Arten von Diäten basieren darauf, entweder generell weniger Nahrung aufzunehmen oder nur zu bestimmten Zeiten zu essen oder auf besonders "dickmachende" Nahrungsmittel zu verzichten.

Jeder, der es schon mal versucht hat, wird erlebt haben, dass Diäten gar nicht so leicht umzusetzen sind. Häufig gelingt es bei den ersten Versuchen gar nicht, die Vorgaben der Diät umzusetzen. Und das ist bereits der erste entscheidende Punkt:

Der Verstand hat den Anspruch, das Verhalten möglichst vollständig rational zu steuern, aber in der Praxis ist das bei weitem nicht umsetzbar. Es gibt noch andere Einflüsse auf das Verhalten!

Aus rationaler Sicht haben diese anderen Verhaltenseinflüsse keine Bedeutung. Sie werden als überholte Relikte unserer Vergangenheit oder als niedere Regungen unserer triebhaften Natur angesehen, die rational überwunden werden müssen. Genau das ist aber ein folgenschwerer Irrtum:

Wenn man permanent das Bedürfnis hat, mehr zu essen, als der Körper an Energie braucht, dann gibt es dafür eine verborgene Ursache, die der Verstand nicht erkennt, weil sein Modell der Realität unvollständig ist. Solange die Ursache im Verborgenen weiterwirkt, kann das Problem Übergewicht nicht wirklich gelöst werden.

Wer es ausdauernd und konsequent versucht, wird dennoch früher oder später erfolgreich damit sein, seine Nahrungsaufnahme zu reduzieren. Und nun offenbart sich aber ein weiteres Problem: Obwohl die Nahrungsaufnahme reduziert wurde, nimmt das Körpergewicht nicht ab. Der Körper stellt die Nahrungsverwertung um. Er zieht aus immer weniger Nahrung immer mehr Energie. Es gibt unzählige Menschen, die kaum noch etwas essen und trotzdem nicht abnehmen.

Aus rationaler Sicht ist das Veranlagung - eine Entwicklung, die uns zufällig trifft und "gegen die wir nichts machen können". Es scheint dann so, als sei das Übergewicht eine Folge der veränderten Nahrungsverwertung. Tatsächlich ist aber die veränderte Nahrungsverwertung eine Folge jahrelanger Diäten bzw. eine Folge des jahrelangen Ankämpfens gegen das Bedürfnis zur Nahrungsaufnahme.

Übergewicht hat eine verborgene Ursache, die der Verstand auf der gegenwärtigen Stufe seiner Entwicklung nicht sieht, weil sein Modell von der Realität unvollständig ist. Diese Ursache ist nicht genetisch oder anderweitig körperlich, sondern psychisch. In den wenigen Ausnahmen, in denen eine Diät tatsächlich erfolgreich ist, wurde die Ursache unbewusst gelöst. In allen anderen Fällen gilt:

Diäten führen dazu, dass der Körper seine Nahrungsverwertung umstellt und zwar so, dass es dem Ziel der Diät entgegenwirkt.

Das bedeutet vor allem eines:

Die Veränderung des gesetzmäßigen Verhaltens geschieht nicht zufällig, sondern wird durch die Anwendung der Gesetzmäßigkeit unbewusst beeinflusst!

weiter im Text: Der blinde Fleck der Rationalität