Evolution

Im letzten Kapitel ging es um den Einfluss des Bewusstseins auf die Materie: Indem das Bewusstsein den nicht-gesetzmäßigen Anteil der Materie durch Aufmerksamkeit immer wieder in die gleiche Richtung lenkt, entwickeln sich materielle Strukturen, die das Verhalten zu einem gesetzmäßigen Verhalten werden lassen. Dadurch wird Aufmerksamkeit frei, die für die weitere Entwicklung eingesetzt werden kann. Auf diese Weise entsteht eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung, bei der das Bewusstsein das Verhalten auf der Grundlage neu entstandenen gesetzmäßigen Verhaltens in immer neue Bahnen lenkt, die dann durch Weiterentwicklung der Materie auch wieder gesetzmäßig werden, was wieder Aufmerksamkeit freisetzt, die das Verhalten noch weiter entwickelt usw.

Dieser Zusammenhang gilt ganz allgemein für Materie in Form super-komplexer Systeme. Es lassen sich 3 Einflussbereiche des Bewusstseins auf die Materie unterscheiden:

  1. der eigene Körper
  2. die eigene Lebensumgebung
  3. Globale Prozesse wie die Klimaerwärmung werden durch Bündelung der Aufmerksamkeit vieler Individuen beeinflusst.

Der Einfluss des Bewusstseins auf den eigenen Körper ist die Grundlage der Evolution. Der Körper hat einen gesetzmäßigen und einen nicht-gesetzmäßigen Verhaltensanteil:

Die fortgesetzte Wiederholung nicht-gesetzmäßigen Verhaltens führt zu einer Weiterentwicklung des Körpers, die aus dem nicht-gesetzmäßigen Verhalten ein gesetzmäßiges Verhalten entstehen lässt:

Mit der freiwerdenden Aufmerksamkeit kann sich das nicht-gesetzmäßige Verhalten immer mehr der durch die Psyche angestrebten Idealform annähern.

Das innerpsychisch wirkende Potential, welches das Verhalten von Lebewesen antreibt, strebt über die gegenwärtigen Verhaltensgrenzen des Körpers hinaus und treibt so die Evolution an.

Evolution basiert darauf, mit dem Verhalten immer wieder in kleinen Schritten über die gegenwärtigen Verhaltensmöglichkeiten des Körpers hinauszugehen.

Das letzte Beispiel ist etwas anders gelagert als die beiden ersten: Nicht das Trinken der Kuhmilch an sich ist das Verhalten des Körpers, welches zunächst besonders viel Aufmerksamkeit erfordert, sondern das Verhalten des Körpers danach. Der Körper reagiert zunächst mit Unwohlsein und zieht somit die Aufmerksamkeit auf sich. Indem die Vorfahren des Menschen aber dessen ungeachtet damit fortfuhren, Kuhmilch zu trinken, überwand der Körper seine Laktoseintoleranz und zog damit immer weniger Aufmerksamkeit nach dem Genuss von Kuhmilch auf sich.

Jeder Mensch kennt den Prozess aus eigener Erfahrung: Wie ein Verhalten, das anfangs große Konzentration erfordert und auch nicht immer gelingt, mit der Zeit immer öfter erfolgreich ist und auch immer automatischer abläuft und deshalb immer weniger Aufmerksamkeit erfordert.

Wenn man sich die Entwicklung sportlicher Rekordleistungen anschaut, dann lässt sich leicht erkennen, dass eine verhaltensgetriebene körperliche Entwicklung auch über Generationsgrenzen hinweg stattfindet. Dennoch schließt die Wissenschaft aber kategorisch aus, dass es auf diese Weise zu genetischen Veränderungen kommen kann.

Dass Verhalten den Körper verändert, ist unbestritten. Man spricht in diesem Zusammenhang von erworbenen Merkmalen. Aber die Wissenschaft verneint, dass erworbene Merkmale zu genetischen Veränderungen führen können.

Zunächst kann man sich klarmachen, dass eine solche Annahme im erkenntnistheoretischen Sinne unsinnig und im logischen Sinne falsch ist:

Nur weil etwas (noch) nicht nachgewiesen wurde, heißt das noch lange nicht, dass es nicht existiert!

Tatsächlich gibt es erworbene Merkmale wie Hornhaut- und Muskelbildung, die sich genetisch nicht auswirken. Daraus aber zu schlussfolgern, dass sich alle erworbenen Merkmale nicht genetisch auswirken, ist im logischen Sinne falsch. Man bezeichnet diese Art eines logischen Fehlschlusses als unzulässige Verallgemeinerung. Das ist ungefähr so, als würde man sagen: "Ich habe eine gelbe Straßenbahn gesehen, also sind alle Straßenbahnen gelb."

Die Wissenschaft unterliegt als rein rationales Erkenntnisprinzip den Beschränkungen der Rationalität und auch der Neigung des Verstandes zur Bildung von Illusionen. Sie schließt den Zusammenhang zwischen Verhalten und genetischen Veränderungen nicht deswegen aus, weil er tatsächlich nicht existiert, sondern weil ein solcher Zusammenhang das wissenschaftliche Weltbild auf den Kopf stellt:

Diesen Zusammenhang anzuerkennen bedeutet, die Begrenztheit von Rationalität und damit auch der Wissenschaft einzugestehen.

Die Wissenschaft hatte die genetische Relevanz erworbener Merkmale bereits ausgeschlossen, bevor sie überhaupt anfing, sie zu untersuchen.

Der französische Botaniker Jean Baptiste de Lamarck hatte den Einfluss des Verhaltens auf die Evolution bereits richtig erkannt, bevor Darwin seine Evolutionstheorie veröffentlichte. Und bereits damals wurde diese Theorie verworfen und damit ausgeschlossen, dass sich erworbene Merkmale genetisch auswirken können. Infolge dieser ideologischen Ablehnung wurde der Zusammenhang von der Wissenschaft niemals ernsthaft untersucht, da man ein positives Resultat sowieso nicht hätte haben wollen.

Der Evolutionsprozess erstreckt sich über 3 Wahrnehmungsebenen:

  1. Bewusstsein: die innerpsychische Entstehung des Verhaltens
  2. das körperliche Verhalten
  3. Materie: die Entwicklung/Veränderung des Körpers

Die Prozesse im Inneren der Psyche sind der Wissenschaft gar nicht zugänglich und das Verhalten ist mit wissenschaftlichen Methoden nur eingeschränkt erfassbar. Vollständig erfassen kann die Wissenschaft nur die Ebene der Materie. Die Wissenschaft ist als Erkenntnisprinzip nicht geeignet, diesen Zusammenhang abzubilden. Die Wissenschaft suggeriert, dass alles, was von ihr nicht erfassbar ist, dumm und falsch wäre - eben unwissenschaftlich. Aber tatsächlich ist die Wissenschaft als Erkenntnisprinzip begrenzt - genau wie die Rationalität an sich.

Um diesen Zusammenhang nachzuweisen, müsste mit großem Aufwand und über lange Zeiträume hinweg ausdauernd danach gesucht werden und das wird es einfach nicht, weil das Resultat schon von vornherein ausgeschlossen wird. Das war schon zu Darwins Zeiten so, als der französische Botaniker Jean Baptiste de Lamarck für seine Theorie vom wissenschaftlichen Establishment verlacht wurde und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Man muss sich klarmachen, wie groß die praktische Bedeutung dieser Frage ist:

Neuste Forschungen gestehen bereits ein, dass epigenetische Veränderungen vom Verhalten beeinflusst werden. Epigenetik ist die Aktivierung und Deaktivierung von Genen. Meiner persönlichen Überzeugung nach handelt es sich bei epigenetischen Veränderungen um eine Vorstufe von weitergehenden genetischen Veränderungen. Man kann sich die Evolution als einen kontinuierlichen Materialisierungsprozess vorstellen, bei dem eine Veränderung immer stärker in der Materie verankert wird. Ein körperliches Merkmal durchläuft eine Reihe von Entwicklungsstufen:

  1. Es entwickelt sich innerpsychisch ein Potential.
  2. Aus dem Potential entsteht ein Verhalten.
  3. Das Verhalten führt zu körperlichen Veränderungen.
  4. Die körperlichen Veränderungen ziehen epigenetische Veränderungen nach sich. (Bestimmte Gene werden aktiviert, andere deaktiviert.)
  5. Ab einem bestimmten Punkt werden körperliche Veränderungen genetisch verankert und damit an die Folgegeneration weitergegeben, damit diese in ihrer Entwicklung nicht wieder bei Null anfängt.

Dass ein wissenschaftlicher Beweis des Zusammenhangs zwischen Verhalten und genetischen Veränderungen trotz der theoretischen Schwierigkeiten möglich wäre, zeigen die nächsten Kapitel.

weiter im Text: Sündenfall