Veränderliche Gesetzmäßigkeiten

Naturgesetze verhalten sich aus rationaler Sicht immer gleich: Wenn man die Bedingung erfüllt, erhält man genau das gewünschte Ergebnis. Gleiches gilt auch für Technologie, deren gesetzmäßiges Verhalten sich direkt und ausschließlich aus den Naturgesetzen ergibt.

Für die Gesetzmäßigkeiten super komplexer Systeme gilt das jedoch nicht: Sie ergeben sich nicht direkt und ausschließlich aus den Naturgesetzen. Wir wissen nicht, wie sie entstehen und was ihre Grundlage ist. Das könnte uns egal sein, wenn das gesetzmäßige Verhalten super komplexer Systeme die gleiche vollkommene Kontrolle wie die Naturgesetze ermöglichen würde. Genau das ist aber ganz und gar nicht der Fall:

Super komplexe Systeme haben einen signifikanten nicht gesetzmäßigen Verhaltensanteil: Es gibt zu einer Bedingung nicht nur eine mögliche Konsequenz, sondern eine ganze Bandbreite an möglichen Konsequenzen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreten können. Die genaue Ausprägung der Konsequenz kann innerhalb der Bandbreite rational nicht beeinflusst werden.

Der gesetzmäßiger Verhaltensanteil super komplexer Systeme verändert sich im Laufe der Zeit: Das bedeutet, dass sich die Spanne möglicher Konsequenzen insgesamt in die eine oder andere Richtung verschieben kann. Auch diese Veränderung des gesetzmäßigen Verhaltensanteils kann der Verstand rational nicht beeinflussen.

Der Alltag des Menschen wird zu ganz wesentlichen Teilen von solchen veränderlichen Gesetzmäßigkeiten geprägt, da unsere Lebensumgebung aus super komplexen Systemen besteht. Evolution ist nichts anderes als die Veränderung körperlicher Gesetzmäßigkeiten. Der Verstand jedoch wiegt sich in dem Glauben, dass alle Gesetzmäßigkeiten, die er anwendet, das gleiche Maß an Kontrolle bieten würden, wie die Naturgesetze.

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